Ein neuer therapeutischer Ansatz bei Schlafapnoe
Schlafapnoe ist eine ernstzunehmende Schlafstörung, bei der Betroffene während des Schlafs mehrfach die Atmung aussetzen. Die Folge sind chronische Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Depressionen und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bisher galten CPAP-Geräte und Lebensstiländerungen als gängige Behandlungsmethoden. Doch eine neue Langzeitstudie aus Minnesota zeigt: medizinisches Cannabis kann die Symptome deutlich lindern.
Was die Studie zeigt
Die Behörde für Cannabismanagement in Minnesota (Office of Cannabis Management, OCM) analysierte Daten von 3.102 Patienten mit diagnostizierter obstruktiver Schlafapnoe, die zwischen dem 1. August 2018 und dem 31. Juli 2023 in das staatliche Programm für medizinisches Cannabis aufgenommen wurden.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- 39,4 % der Teilnehmenden berichteten innerhalb von vier Monaten über eine Verbesserung der Symptome um mindestens 30 %.
- 73,6 % dieser Patienten hielten die Verbesserung über mindestens weitere vier Monate aufrecht.
- Bei Patienten mit ausgeprägter Müdigkeit zeigten 55,3 % eine deutliche Besserung.
- Auch psychische Begleiterkrankungen wie Angstzustände und Depressionen verbesserten sich bei über einem Drittel der Betroffenen unter Cannabistherapie.
Damit handelt es sich um die größte bekannte Studie weltweit, die sich mit dem Einsatz von medizinischem Cannabis bei Schlafapnoe befasst.
Langfristige Wirksamkeit
Besonders bemerkenswert ist nicht nur der schnelle Wirkungseintritt, sondern auch die dauerhafte Symptomlinderung. Viele Patienten berichteten, dass sich ihr Schlafverhalten und ihre Leistungsfähigkeit langfristig stabilisierten.
Bei Personen mit stark gestörtem Schlaf stellten 60,8 % eine deutliche Verbesserung fest. Drei Viertel davon konnten diesen Zustand über mehrere Monate hinweg halten. Medizinisches Cannabis zeigt sich somit als vielversprechende Ergänzung zu herkömmlichen Therapien.
Warum Minnesota eine Vorreiterrolle spielt
Im Gegensatz zu vielen anderen US-Bundesstaaten ist Minnesota gesetzlich verpflichtet, die Erfahrungen von Patienten mit medizinischem Cannabis systematisch zu erfassen und wissenschaftlich auszuwerten. Das ermöglicht nicht nur eine datenbasierte Weiterentwicklung der Therapieprogramme, sondern auch transparente Erkenntnisse für die medizinische Praxis.
Minnesota trägt damit aktiv zum wissenschaftlichen Verständnis über den therapeutischen Nutzen von Cannabis bei und bietet eine wichtige Grundlage für evidenzbasierte Gesundheitspolitik.
Cannabis als Alternative zu klassischen Schlafmitteln
Cannabis wird zunehmend als Einschlafhilfe genutzt. Eine im Januar 2025 veröffentlichte Umfrage zeigt: 16 % der Erwachsenen in den USA verwenden Cannabis zur Unterstützung des Schlafs – mehr als Alkohol (11 %) oder verschreibungspflichtige Schlafmittel (12 %). Lediglich Nahrungsergänzungsmittel (26 %) und frei verkäufliche Präparate (19 %) liegen noch davor.
Diese Zahlen spiegeln einen Wandel im Gesundheitsverhalten wider: Pflanzliche Therapien gewinnen an Vertrauen und Popularität – gerade bei chronischen Beschwerden wie Schlafapnoe.
Stimmen aus der Forschung
Grace Christensen, leitende Forschungsanalystin bei der OCM, erklärt:
„Unsere Ergebnisse zeigen bedeutende Veränderungen bei Schlafstörungen und Erschöpfung nach Beginn der Cannabistherapie. Das ist ein wichtiger Fortschritt in der ganzheitlichen Versorgung von Patienten mit Schlafapnoe.“
Auch Begleitsymptome wie Depressionen und Angststörungen reagierten in vielen Fällen positiv auf die Behandlung – ein Hinweis darauf, dass medizinisches Cannabis nicht nur körperliche, sondern auch psychische Verbesserungenfördern kann.
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