Cannabidiol zeigt vielversprechendes Potenzial im Kampf gegen Alzheimer
Cannabidiol (CBD) – der nicht psychoaktive Wirkstoff aus der Cannabispflanze – zeigt in einer neuen Studie spanischer Forschender großes Potenzial im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit (AD).
In Experimenten mit genetisch veränderten Mäusen, die Alzheimer-ähnliche Symptome entwickeln, führte eine tägliche CBD-Behandlung zu deutlichen Verbesserungen des Gedächtnisses. CBD wirkte nicht nur symptomlindernd, sondern schien auch direkt in den Krankheitsverlauf einzugreifen: Es verringerte Entzündungen, schützte Nervenzellen und förderte sogar die Regeneration neuronaler Strukturen.
Wie CBD im Gehirn wirkt
Alzheimer wird durch zwei zentrale Faktoren verursacht: Ablagerungen des Amyloid-β-Proteins (Aβ) und Verklumpungen des Tau-Proteins, die neuronale Verbindungen blockieren und die Kommunikation zwischen Nervenzellen stören. Die Folge sind Gedächtnisverlust, Persönlichkeitsveränderungen und ein fortschreitender Abbau kognitiver Fähigkeiten.
Die Studie ergab, dass CBD:
- Den Aufbau und die Ausbreitung toxischer Aβ- und pTau-Proteine reduziert
- Immunzellen im Gehirn (Mikroglia) in einen heilenden, entzündungshemmenden Zustand versetzt
- Synaptische Verbindungen wiederherstellt und sowohl das Kurz- als auch Langzeitgedächtnis verbessert
- Nervenzellen vor oxidativem Stress schützt und deren Überlebensfähigkeit steigert
- Schäden an Nervenfortsätzen (Neuriten), die für die Kommunikation im Gehirn notwendig sind, teilweise rückgängig macht
Darüber hinaus reduzierte CBD die Bildung von Sauerstoffradikalen (ROS), die zu Zellstress und zum Zelltod führen – typische Merkmale neurodegenerativer Erkrankungen.
Eine neue Rolle für eine alte Pflanze
CBD ist eines von über 120 bekannten Phytocannabinoiden aus Cannabis sativa. Im Gegensatz zu THC, das psychoaktive Effekte hervorruft, wirkt CBD auf zahlreiche Rezeptoren im Körper – ganz ohne Rausch.
Es bindet an Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2), aber auch an Serotonin-, Dopamin-, Vanilloid- und NMDA-Rezeptoren. Diese breite Wirkung macht CBD zu einem vielseitigen Wirkstoff mit entzündungshemmenden, antioxidativen, angstlösenden, antipsychotischen und neuroprotektiven Eigenschaften.
In der Studie verabreichten die Forschenden täglich 10 mg/kg CBD über 28 Tage an sogenannte 5xFAD-Mäuse – ein Modell mit besonders raschem Alzheimer-Verlauf. Am Ende zeigten diese Tiere eine signifikant verbesserte Gedächtnisleistung, was auf einen echten therapeutischen Effekt hinweist.
Warum das wichtig ist
Alzheimer betrifft weltweit über 50 Millionen Menschen. Aufgrund der alternden Bevölkerung wird diese Zahl in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich doppelt so hoch sein. Die derzeit zugelassenen Medikamente – darunter Memantin, Cholinesterasehemmer und monoklonale Antikörper – können den Verlauf bestenfalls verlangsamen, aber nicht aufhalten oder umkehren.
CBD ist deshalb besonders interessant, weil es mehrere Krankheitsmechanismen gleichzeitig adressiert – und das mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil. Es wirkt nicht nur gegen Symptome, sondern könnte auch zur Bekämpfung der Krankheitsursachen beitragen. Das macht es zu einem aussichtsreichen Kandidaten für neue Behandlungsansätze.
Fazit
Zwar sind klinische Studien am Menschen noch ausstehend, doch die Ergebnisse der aktuellen Tierstudie sprechen für sich: CBD könnte ein entscheidender Baustein für zukünftige Alzheimer-Therapien werden. Es reduziert toxische Eiweiße, beruhigt Entzündungen und unterstützt die Wiederherstellung kognitiver Funktionen.
Mit zunehmender Forschung könnte CBD bald von einem experimentellen Stoff zu einem festen Bestandteil der Demenzbehandlung werden – vor allem, weil es keine psychoaktiven Wirkungen hat und gut verträglich ist.
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