Neue Studie zeigt: Mit gezieltem Einsatz von langwelligem Licht lässt sich medizinisches Cannabis effizienter und potenter anbauen.
Australische Forschende haben herausgefunden, dass medizinisches Cannabis bei der richtigen Lichtrezeptur nicht nur kräftiger wächst, sondern auch deutlich mehr Wirkstoffe produziert – und das mit weniger Energieverbrauch.
In einer aktuellen Studie, veröffentlicht in Scientific Reports, wurde untersucht, wie sich sogenanntes fernrotes (FR) Licht – also Licht im Bereich von 700–800 nm – auf Wachstum, Blütenbildung und den Wirkstoffgehalt von Cannabis auswirkt. Das Ziel war ehrgeizig: eine Reduktion der üblichen 12-stündigen Tageslichtphase auf nur 10 Stunden – ohne Ertragseinbußen.
Das Ergebnis ist vielversprechend: Bis zu 70 % mehr THC bei geringerem Energieeinsatz.
„Die Resultate haben uns überrascht“, so Studienleiter Tyson Peterswald. „Mit nur zwei Stunden zusätzlichem Fernrotlicht nach einem kürzeren Tag erreichten wir eine drastische Steigerung des THC-Gehalts bei einer der getesteten Sorten.“
Was ist Fernrotlicht – und warum ist es wichtig?
Fernrotes Licht tritt natürlicherweise bei Sonnenauf- und -untergang auf. Pflanzen deuten ein Übergewicht an infrarotem Licht als Hinweis auf Schatten – etwa durch Nachbarpflanzen – und reagieren mit schnellerem Längenwachstum. Doch es gibt noch einen weiteren, wenig bekannten Effekt: In Kombination mit rotem oder weißem Licht kann Fernrot die Photosynthese effizienter machen – ein Phänomen, das als Emerson-Effekt bekannt ist.
Die Studie nutzte genau diesen Effekt: gezieltes Fernrotlicht am Ende des Tages oder zu Beginn der Dunkelphase.
Der Versuch: Kürzere Tage, klügeres Licht
Getestet wurden drei Cannabissorten: Cannatonic (CBD-reich), Hindu Kush und Northern Lights (beide THC-reich). Die Pflanzen wurden in sechs verschiedenen Lichtregimen kultiviert, darunter:
- Standard: 12 Stunden Vollspektrumlicht (Kontrolle),
- 10 Stunden Vollspektrumlicht ohne Fernrot,
- 10 Stunden Licht + 2 Stunden FR am Ende des Tages oder zu Beginn der Nacht,
- sowie eine 4-stündige Fernrotkombination aus Tag- und Nachtphasen.
Die Ergebnisse: Mehr THC, weniger Strom
Besonders auffällig war der Effekt beim THC-starken „Northern Lights“: Mit dem Lichtprogramm 10L_2D – also 10 Stunden Licht + 2 Stunden Fernrot im Dunkeln – stieg der THC-Ertrag um 70 % im Vergleich zur klassischen 12-Stunden-Beleuchtung.
Auch Hindu Kush reagierte positiv auf das Fernrotlicht, wenn auch weniger stark. Interessanterweise sank der Blütenertrag nicht – die Wirkstoffkonzentration stieg jedoch deutlich an.
Noch wichtiger: Die kürzeren Lichtphasen führten zu 5,5 % Energieeinsparung – bei gleichbleibendem oder verbessertem Ergebnis.
Doch zu viel des Guten zeigte sich ebenfalls: Eine zu lange Fernrotbestrahlung (z. B. über 4 Stunden) verzögerte die Blüte und reduzierte die Blütenmasse.
Warum das wichtig ist
Indoor-Anbau von Cannabis ist energieintensiv: Zur Produktion von einem Kilogramm getrockneter Blüten werden bis zu 5.000 kWh Strom benötigt. Etwa 40 % davon entfallen auf die Beleuchtung. Jeder Lichtstunde weniger bedeutet spürbare Kosten- und CO₂-Einsparungen.
Diese Studie liefert den Beweis, dass sich gezielte Lichtsteuerung nicht nur für das Klima, sondern auch für die Produktionskosten lohnt – vorausgesetzt, die Sorten sprechen darauf an.
Größerer Zusammenhang
In einer Zeit wachsender Legalisierung und nachhaltiger Landwirtschaft gewinnt präzise Anbausteuerung an Bedeutung. Fernrotlicht könnte sich dabei als heimlicher Schlüssel zum modernen Cannabisanbau erweisen – vor allem in Kombination mit energieeffizienter LED-Technik.
Auch in anderen Bereichen der Cannabisforschung gibt es bahnbrechende Entwicklungen: Studien zeigen, dass CBD möglicherweise den Gedächtnisverlust bei Alzheimer verlangsamen kann (mehr dazu). In Deutschland dient Industriehanf zunehmend als Lebensraum für bedrohte Vogelarten wie den Sumpfrohrsänger (mehr dazu). Und eine Untersuchung aus der Schweiz legt nahe, dass regulierter Zugang zu Cannabis den problematischen Konsum bei Jugendlichen senkt (mehr dazu).
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