Cannabis als stabile Therapieoption bei chronischen Schmerzen
Eine neue Studie aus den USA liefert weitere Belege dafür, dass medizinisches Cannabis eine sichere und langfristig wirksame Behandlungsmöglichkeit für chronische Schmerzen – insbesondere bei muskuloskelettalen Beschwerden – sein kann. Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der Fachzeitschrift Cureus. Befragt wurden Patienten in Pennsylvania, die regelmäßig medizinisches Cannabis verwenden.
Über 80 % der Patienten berichten über Schmerzlinderung
Von den 129 befragten Personen gaben mehr als 80 % an, dass medizinisches Cannabis ihnen dabei hilft, chronische Schmerzen zu lindern. Viele berichteten zusätzlich von Verbesserungen bei begleitenden Symptomen wie Schlafstörungen und Angstzuständen.
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Cannabis eine sicherere Alternative oder Ergänzung zu klassischen Schmerzmitteln sein könnte“, erklärt Studienleiter Dr. Ari Greis, Professor für orthopädische Chirurgie an der Drexel University und Vorstandsmitglied der Rothman Institute Foundation for Opioid Research & Education.
Langzeitanwendung ohne Dosisanpassung
Fast 78 % der Teilnehmer verwendeten Cannabis bereits seit mehr als zwei Jahren. Die häufigste Konsumhäufigkeit war täglich (28 %) oder zwei- bis dreimal täglich (23 %).
Auffällig: 86 % der Befragten hatten nie das Bedürfnis, ihre Einnahme zu reduzieren. 99 % gaben zudem an, dass ihr Umfeld ihnen nicht geraten habe, den Konsum einzuschränken. Das spricht für eine gute Verträglichkeit der Behandlung über längere Zeiträume hinweg.
Cremes, Öle und Kapseln besonders beliebt
Am häufigsten verwendet wurden topische Anwendungen wie Salben und Cremes (63,5 %), gefolgt von Kapseln, Ölen, Tinkturen und essbaren Produkten. Hochkonzentrierte Cannabisprodukte wie Wax oder Dabs kamen hingegen nur bei 9,3 % der Patienten zum Einsatz.
Die Mehrheit der Befragten bevorzugte somit sanfte Darreichungsformen, die eine gezielte Behandlung ohne starke psychoaktive Effekte ermöglichen.
Viele Patienten kennen ihre Dosierung nicht genau
Ein Großteil der Patienten wusste nicht, wie viel THC oder CBD sie typischerweise einnahmen. Unter denjenigen, die ihre Dosierung kannten, lag die mittlere orale Dosis bei 10 mg.
Diese Wissenslücke unterstreicht den Bedarf an besserer Aufklärung sowie an einheitlicher Kennzeichnung medizinischer Cannabisprodukte.
Kaum kognitive Nebenwirkungen
Mehr als 70 % der Patienten berichteten, dass ihre kognitive oder motorische Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt wurde. Nur 12,4 % spürten negative Effekte wie Konzentrationsprobleme oder Koordinationsschwierigkeiten, die jedoch meist von einer Verbesserung der Schmerzsymptomatik begleitet wurden.
Lediglich 2,3 % zeigten sich mit der Wirkung unzufrieden und berichteten von rein negativen Erfahrungen.
Zudem meldeten viele Teilnehmer eine Verbesserung ihrer Stimmung – ein zusätzlicher therapeutischer Effekt des Cannabisgebrauchs.
Cannabis als mögliche Alternative zu Opioiden
Angesichts der anhaltenden Opioidkrise rücken Therapien wie medizinisches Cannabis stärker in den Fokus. Organisationen wie die Rothman Opioid Foundation setzen sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Schmerzmitteln ein – und die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Cannabis ein sinnvoller Bestandteil zukünftiger Behandlungsstrategien sein kann.
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Häufige Fragen (FAQ)
Ist medizinisches Cannabis bei allen Arten von chronischen Schmerzen wirksam?
Die Studie fokussierte sich auf muskuloskelettale Schmerzen. Die Wirkung kann je nach Ursache und Patient variieren – individuelle Therapiekonzepte sind entscheidend.
Gibt es Nebenwirkungen auf Denken oder Bewegung?
Bei den meisten Anwendern traten keine negativen Effekte auf. Einige berichteten über leichte Einschränkungen, die jedoch selten behandlungsrelevant waren.
Welche Produkte werden am häufigsten verwendet?
Topische Anwendungen wie Cremes sowie Kapseln und Öle sind besonders verbreitet. Hochkonzentrierte Produkte spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Ist eine Langzeitanwendung sicher?
Laut der Studie ja. Die Mehrheit der Patienten verwendet Cannabis seit Jahren stabil und ohne erkennbare Probleme oder Reduktionsbedarf.