Bundesforschende weisen erstmals THC in Atemluft nach dem Konsum von Cannabis-Edibles nach
WASHINGTON, D.C. – Ein Forschungsteam des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST) hat nach eigenen Angaben erstmals THC – den psychoaktiven Wirkstoff von Cannabis – in der menschlichen Atemluft nach dem Verzehr von mit Cannabis angereicherten Lebensmitteln (Edibles) nachgewiesen. Die Studie markiert einen potenziellen Durchbruch bei der Entwicklung eines Atemtests zur Feststellung von Cannabiskonsum im Straßenverkehr – allerdings mit entscheidenden Einschränkungen.
„Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne“, sagt Jennifer Berry, Hauptautorin der Studie und Chemikerin am NIST. „Wir können nun steigende THC-Werte in der Atemluft nach dem Verzehr von Cannabis nachweisen, aber die Interpretation solcher Messwerte bleibt eine große wissenschaftliche Herausforderung.“
Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Journal of Analytical Toxicology veröffentlicht und gelten als Machbarkeitsnachweis (Proof of Concept) im Rahmen der laufenden Forschungsarbeiten zur Beeinträchtigung durch Cannabis am Steuer.
Die Studie: THC-Nachweis nach dem Konsum von Edibles
Insgesamt 29 Freiwillige nahmen an der Studie teil. Sie konsumierten mitgebrachtes Cannabis in Form von Lebensmitteln mit THC-Gehalten zwischen 5 und 100 Milligramm – die genauen Dosen wurden jedoch nicht unabhängig überprüft. Atemproben wurden vor dem Konsum sowie zu drei Zeitpunkten danach (etwa 47, 92 und 180 Minuten) genommen – mit zwei unterschiedlichen Erfassungsgeräten.
Trotz der Anweisung, in den Stunden vor der Studie auf Cannabis zu verzichten (12 Stunden für Edibles, 8 Stunden für inhalatives Cannabis), wiesen 27 der 29 Teilnehmenden bereits vor dem Konsum THC in der Atemluft auf. Das macht deutlich, wie schwer es ist, frischen Konsum von langfristigen Rückständen zu unterscheiden.
Uneinheitliche Ergebnisse: Was die Atemluft verriet
Nach dem Konsum stieg bei 19 Teilnehmenden die THC-Konzentration in der Atemluft signifikant an.
Vier Personen zeigten keine Veränderung,
sechs Personen sogar einen Rückgang – wobei diese bereits vor dem Konsum hohe THC-Werte aufwiesen.
Rund zwei Drittel der Probanden zeigten einen Anstieg, was laut den Forschenden ein Hinweis darauf ist, dass sich kürzlicher Konsum prinzipiell über die Atemluft nachweisen lässt.
Gleichzeitig machen die schwankenden Werte deutlich, dass ein einzelner Atemtest derzeit nicht ausreicht, um eine Beeinträchtigung sicher festzustellen – insbesondere bei regelmäßigen Nutzern.
Nicht nur THC: Auch andere Cannabinoide im Fokus
Die Forscher analysierten auch weitere Cannabinoide. Während CBN und CBG ähnliche Verläufe wie THC zeigten, verhielten sich CBD-Werte häufig anders. Das deutet auf Unterschiede im biologischen Abbau oder in der Verstoffwechselung hin – ein weiteres Hindernis für einheitliche Messverfahren.
Der Weg zum Cannabis-Atemtest ist noch weit
Tara Lovestead, Ingenieurin am NIST und Mitautorin der Studie, betont: Ein echter „Cannabis-Atemtest“ ist noch Zukunftsmusik.
„Mehrere Messungen über einen längeren Zeitraum könnten eine Lösung sein“, so Lovestead. „Aber aktuell fehlen uns noch die Standards, um solche Geräte zuverlässig und vergleichbar einzusetzen.“
Das NIST entwickelt übrigens kein eigenes Atemtestgerät, sondern arbeitet daran, wissenschaftlich fundierte Standards zu schaffen, die als Basis für kommerzielle Tests dienen könnten.
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