Bundesmittel für langjähriges Cannabis-Überwachungsprogramm gestrichen
Die US-Regierung hat abrupt ein langjähriges Forschungsprogramm zur Überwachung der Potenz von beschlagnahmtem Cannabis beendet – ein weiterer Schritt im Sparkurs des von Elon Musk geführten Trump-Ministeriums für Regierungseffizienz (DOGE).
Der Vertrag, der traditionell an die Universität von Mississippi vergeben wurde, finanzierte die Analyse von Cannabisproben auf ihren THC- und CBD-Gehalt. Die Universität war seit den 1960er Jahren zentraler Akteur in der staatlich geförderten Cannabisforschung und jahrzehntelang die einzige offiziell zugelassene Einrichtung zur Anzucht von Marihuana für wissenschaftliche Zwecke.
Was untersucht wurde – und was nun auf dem Spiel steht
Das Nationale Institut für Drogenmissbrauch (NIDA) erklärte, dass das gekündigte Programm THC-Trends in verschiedenen Formen von Cannabis – Pflanzenmaterial, Haschisch und Haschischöl – mittels Gaschromatographie untersuchte. Ziel war es, die Entwicklung des psychoaktiven Wirkstoffs Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) auf dem illegalen Markt zu dokumentieren.
Und diese Entwicklung ist deutlich: Der durchschnittliche THC-Gehalt ist von 3,96 % im Jahr 1995 auf über 16 % im Jahr 2022 gestiegen. Doch diese Daten könnten künftig fehlen. Am 1. Mai wurde der Vertrag im Wert von 143.000 Dollar stillschweigend „aus Zweckmäßigkeit“ beendet – im Rahmen der laufenden Kostensenkungsinitiative der Regierung.
In einem Beitrag auf X erklärte DOGE, dass diese Kündigung Teil einer umfassenderen Maßnahme sei, bei der 148 Bundesverträge im Gesamtwert von fast 420 Millionen Dollar gestrichen wurden. Während DOGE dies als Eliminierung „verschwenderischer Ausgaben“ verkauft, warnen Kritiker vor einem gefährlichen Rückschritt in der wissenschaftlichen Aufklärung.
Forschung im Visier, Strafverfolgung bleibt verschont
Die Kündigung folgt auf eine ähnliche Entscheidung, ein Förderprogramm für eine Studie zum Cannabiskonsum bei LGBTQ+-Personen, nichtbinären Menschen und heterosexuellen Frauen zu streichen. Beobachter sehen darin ein gezieltes Vorgehen gegen Cannabisforschung – während repressive Behörden wie die DEA verschont bleiben.
Letztere intensiviert derzeit sogar ihre Rekrutierung – und fordert etwa Baristas dazu auf, sich der „Drogenbekämpfung“ anzuschließen.
Zusätzliche Bedenken wirft ein internes Memo des Nationalen Krebsinstituts auf: Demnach zählt „Marihuana“ nun zu den Themen, die vor einer Veröffentlichung eine Genehmigung der Führungsebene erfordern.
Viele hatten gehofft, Musk würde mit DOGE eher Behörden wie die DEA verschlanken. Stattdessen trifft der Rotstift offenbar vor allem die wissenschaftliche Forschung.
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